7. Collage mit verschiedenen sich überlagernden Formen und Linien

Wir gehen zurück zum Ausgangspunkt: eine Ebene “gesicht” , die unser farblich stark bearbeitetes Gesicht enthält, und darunter eine “Ebene 1”, die leer bzw. transparent ist.

Diese “Ebene 1” soll nun bearbeitet werden, diesmal aber nicht wie im letzten Schritt einfach mit einem Farbübergang gefüllt, sondern mit dem Formenwerkzeug gestaltet werden. In Tutorial 1 wurde das Arbeiten mit verschiedenen Vektorformen bereits gezeigt.
Ich möchte aber nun mit einer einfachen Rechteckform - und zwar einer “Rasterform” - einen Hintergrund erzeugen, der einen perspektivischen Raum darstellt mit perspektivischen Fluchtlinien.
Was ich damit meine, erklärt gleich die folgende Vorgehensweise: Ich habe das Formenwerkzeug aktiviert mit den in der Stilpalette Formen gezeigten Einstellungen. Hier ist eigentlich nur Antialiasing angehakt, d. h. das Rechteck wird in Ebene 1 als Rasterobjekt erstellt.

In der Farbpalette ist das obere Stilfeld (das für Konturfarbe) auf “Kein” gestellt (also keine Umrandungslinie) und das untere Stilfeld für den Füllstil der Form auf “Farbübergang”.
Ein Klick ins Feld für den Füllstil (im Moment ist ein ziemlich leichter weisser Farbübergang eingestellt) öffnet das Auswahlfenster Farbübergang.

Im großen Auswahlfenster wählen wir den im letzten Schritt benutzten Farbübergang “braungelbblaurotgrün” und aktivieren die Option Strahlenübergang (ganz rechts unten). Wenn wir jetzt “7” Wiederholungen einstellen, bewirkt dies, dass siebenmal soviel Strahlen erzeugt werden.
Über den Einstellcursor im Vorschaubild verändern wir den Mittelpunkt der Strahlen nach oben.

Nachdem wir mit O. K. bestätigt haben, ziehen wir das Rechteck von links oben nach rechts unten knapp  die ganze Bildfläche auf. Das “gesicht” wurde vorerst unsichtbar geschaltet.

Wir erhalten so einen Strahlenübergang, der Perspektive vortäuscht. Wir hätten dies auch mit einzelnen Linien und dem Zeichenwerkzeug schaffen können, doch ist die hier praktizierte Methode mit teilweise transparentem Farbübergang schneller und eleganter.

Allerdings ist mir dieser Strahlenübergang zu symmetrisch und langweilig. Um ihn variabler zu gestalten, werde ich das Deformationswerkzeug benutzen, welches Skalieren, Verdrehen und Verzerren beherrscht.

Ein Klick auf das Icon Deformationswerkzeug in der Werkzeugleiste, ein weiterer Klick ins Bild, und der Deformationsrahmen für die Bearbeitung mit den schon bekannten 10 “Anfassern” bzw. Ziehpunkten ist zu sehen.
Normales Ziehen eines Anfassers mit der Maus vergrößert und verkleinert. Über die beiden mittigen wird verschoben und gedreht.
Weitere perspektivische Verzerrungen lassen sich mit gedrückter Strg- und Umschalt-Taste bewirken - die Funktionsweise wird beim Ausprobieren sehr schnell klar.

Sehr leicht gibt es Probleme mit der Arbeitsfläche, wenn wir einen Ziehpunkt unseres Rechtecks über die Bildfläche hinausziehen wollen. Durch einfaches Ziehen an einem (meist dem unteren rechten) Eckpunkt der Bildfläche lässt sich die Arbeitsfläche beliebig vergrößern.
Rückgäng machen lässt sich dies am schnellsten im Menü  Fenster/ Größe anpassen.

Manipulationen können nun wirklich in jeder Richtung vorgenommen werden. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die Vergrößerung von Rasterbildern auch die Pixel “vergröbert” - ein probates Gegenmittel wäre dann z. B., eine leichte Bildunschärfe hinzuzufügen.

Nachdem wir die Fenstergröße wieder angepasst haben, nehmen wir uns das “gesicht” vor und kopieren es. Diese “kopie von gesicht” bearbeiten wir ebenso mit dem Deformationswerkzeug, und vergrößern so das ursprüngliche “gesicht” auf die gesamte Bildfläche.

Wie ist der aktuelle Stand unseres Bildes? - Ganz unten liegt die Ebene “Kopie von gesicht”, (die Ebene 2 darüber ist bedeutungslos, weil völlig leer, wird vielleicht aber noch gebraucht), darüber die Ebene “strahlenhintergrund” und zuoberst die Ebene “gesicht” (die mit unserem bearbeitetem Originalgesicht), welche unsichtbar geschaltet ist (vielleicht wird ja auch sie noch gebraucht).

Wichtig: das aktuelle Bild ist unter dem Namen “gesichtcollagestrahlen” gespeichert worden!

Wir werden ein eigenes “Zwischenbild” anlegen (in Schritt 10 wird dazu ein komplizierteres Beispiel erklärt) und verbinden die sichtbaren Ebenen im Menü Ebenen/ Verbinden/ Sichtbare verbinden.
Diese neue Ebene Verbunden wird jetzt separat bearbeitet.

Wichtig: diesen Zustand unseres Bildes speichern wir extra als “gesichtcollagestrahlen2” ab, da wir es nach der Bearbeitung wieder mit dem vorherigen Bild verwenden wollen.

Ich möchte auch in die Hell/Dunkelverteilung Tiefe hineinbringen. Im Menü Farben/ Farbeinstellungen/ Helligkeit/Kontrast stelle ich das ganze Bild dunkler.
Um nach oben hin einen sanften Verlauf in die Transparenz (dort soll später eventuell der originale “strahlenhintergrund” zu sehen sein) zu erzielen, muss ich verschiedene Auswahlen mit verschiedenen Randschärfen vornehmen, die jeweils komplett ausgeschnitten werden.

War beim ersten Mal die Randschärfe noch ziemlich hoch, hat die letzte Rechteckauswahl nur noch eine geringe Randschärfe, um die bei Auswahlen auf allen Seiten unscharfen Auswahlübergänge hier im oberen Bildteil zu entfernen.
Mit der in Tutorial 4 gezeigten Maskentechnik lässt sich diese Prozedur freilich viel eleganter bewerkstelligen ....
Doch auch mit “simpler” Auswahltechnik kommt man bereits sehr weit ...

Wir laden unser ursprüngliches Bild “gesichtcollagestrahlen”, kopieren das zuletzt bearbeitete “gesichtcollagestrahlen2”, aktivieren wieder “gesichtcollagestrahlen” und wählen im Menü Bearbeiten/ Einfügen/ Als neue Ebene.

Das war ja nun ein ziemliches Hinundhergeschiebe - allerdings haben wir jetzt unsere ursprünglichen Arbeitsebenen wieder zusammen, ergänzt um eine weitere sehr wirkungsvolle.
Bearbeitungen dieser Art sind insofern notwendig, als die “einfachen” Effektzuweisungen meist eher global auf eine gesamte Ebene wirken, von daher leider vorgefertigt und manchmal langweilig aussehen.
Eine weitere Möglichkeit zum Ausprobieren wären auch
Justierungsebenen.

Nachdem ich jetzt noch den bunten “strahlenhintergrund” unsichtbar geschaltet habe, bin ich mit dem momentanen Bild erstmal zufrieden.
Ich möchte jetzt aus dem perspektivischen Mittelpunkt eckige und runde Formen fliegen lassen.
Dazu aktiviere ich wieder das Formenwerkzeug Ellipse, diesmal aber wähle ich Erstellen als Vektor und öffne den Farbübergangs-Editor.

Hier erstelle ich einen neuen Farbübergang “roteinfach”, der nur von Rot nach Weiss verläuft, und bestätige
mit O. K. .

Im Einstellfenster Farbübergang wähle ich mit dem Wellenübergang einen kreisförmigen Farbverlauf und setze den Mittelpunkt in die linke obere Ecke.

 

Mit gedrückter Umschaltaste ziehe ich eine exakt runde rote Kugel auf, die sogar dreidimensional wirkt.
(Dies ist übrigens die schnellste Methode dreidimensionale Kugeln, Planeten, Luftblasen etc. zu erzeugen.)
Da ich die Kugel über einer aktivierten Rasterebene einfüge, wird automatisch eine neue Vektorebene angelegt.

Als nächstes soll ein einfaches grünweisses Rechteck als Vektor eingefügt werden.
Dazu muss zunächst eine neue Vektorebene im Menü Ebenen/ Neue Vektor-Ebene erstellt werden, da das Rechteck sonst in dieselbe Ebene wie die rote Kugel käme, da diese ja bereits eine Vektorebene ist und wir das Rechteck darüber erstellen.
(Das sind grausig klingende Erklärungen - was solls, die Frage, wie gruselig kann Programmierlogik sein, verkneif ich mir dann doch).

So wird ein weissgrünes Rechteck als Vektorebene “Ebene 6” eingefügt.
Dieses soll nun mit Hilfe des Werkzeugs Vektor-Objekt Auswahl und damit mittels Ankerpunktbearbeitung an den perspektivischen Linien des bearbeiteten Strahlenhintergrunds ausgerichtet werden. 
 

Mit der Ankerpunktbearbeitung lässt sich die Ausrichtung des Rechtecks sehr exakt vornehmen.

Die weitere Erstellung von Kugeln geschieht über die Kopieren-Funktion der Ebenenpalette und ist recht monoton. Dieser etwas unübersichtliche Vorgang wird in Schritt 10 gezeigt.
 

Weitere Rechtecke wurden eingefügt und mit dem Vektor-Objekt Auswahl - Werkzeug genau an die Perspektive angepasst.
Über den Button Eigenschaften der Stilpalette dieses Werkzeugs werden nun Muster bzw. Texturen den einzelnen Formen zugewiesen:

Sodann bekommen alle Objekte eine Bewegungsunschärfe verpasst.

Als letztes fällt mir auf, dass unter all den Bearbeitungen der Mund verschwunden ist.
Ich werde also aus der Ebene “strahlenunten” ein Stück herausschneiden, damit so der originale Mund aus “Kopie von gesicht” (welches die unterste Ebene ist) zum Vorschein kommt.

Damit ist eine weitere mögliche Version unseres Ausgangsgesichts fertig. Natürlich könnte noch Text eingefügt werden, oder auch die Umarbeitung als interaktive Webgrafik wäre eine Idee.
Farbliche Veränderungen lassen sich am besten über die sogenannten
Justierungsebenen ausprobieren.

Im nächsten Schritt sollen in die farbigen Rechtecke Bilder/ Fotos eingefügt werden.

Schritt 8: Farbfüllung von Auswahlbereichen auch mit Bildern

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