8. Farbfüllung von Auswahlbereichen auch mit Bildern

In diesem Abschnitt sollen die perspektivisch verzerrten farbigen Rechtecke der “gesichtcollage” mit Bildern/ Fotos gefüllt werden. Um die Aufgabenstellung zu veranschaulichen, werden alle Ebenen ohne Rechtecke über die Ebenenpalette unsichtbar gerschaltet. Apropos: Ich weiss ja, dass unsere Rechtecke eigentlich Vierecke sind, da sie keinen rechten Winkel haben - ich behalte aber den Terminus bei.

Sodann werden die Farbzuweisungen für jedes einzelne Rechteck (die ja alle einzeln in einer Vektorebene liegen) mit dem Vektor-Objekt Auswahl-Werkzeug markiert und im Fenster Vektor-Eigenschaften die Füllung auf Vollfarbe Weiß geändert.

Mit allen wichtigen Ebenen schaut unser Bild dann wie nebenstehend aus.

Die Ebenenpalette enthält nur noch die sichtbaren Ebenen (unwichtige wurden gelöscht) und ist ein Mix aus Rasterebenen und Vektorebenen.
Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wurden die Rechtecke umbenannt bzw. nummeriert von 1 - 6 (= von links nach rechts).

Als letzte Vorbereitung für das folgende Auswählen und Füllen werden die Vektorebenen der Rechtecke in Rasterebenen umgewandelt: im Menü Ebenen/ Umwandeln in eine Raster-Ebene.

Warum das sinnvoll ist, soll exemplarisch anhand der Ebene “rechteck 2” gezeigt werden, die wir als Vektorebene mit dem Zauberstab bearbeiten:

Ein Klick ins Rechteck 2 mit dem Zauberstab markiert es (Einstellungen sind hier egal, weil nur das Rechteck auf der Ebene liegt). Diese Auswahl lässt sich verschieben (eine neue Ebene “Freie Auswahl” wird angelegt, quasi eine Kopie von Rechteck 2. Wenn wir diese Ebene los werden wollen, beginnt der Ärger, wie obige Warnmeldung zeigt, da eine Freie Auswahl nur in einer Rasterebene angewandt werden kann.

Was passiert, wenn wir die Auswahl nicht verschieben? Folgende Optionen bleiben: das Auschneiden über Bearbeiten/Ausschneiden - was aber keinen Sinn macht, weil die Einfügeoptionen fast alle inaktiv sind.

Vor allem die Option im Menü Bearbeiten/ Einfügen/ In eine Auswahl ist nicht aktiv - doch genau damit werden wir “füllen” .

Also funktioniert das Ganze nur bei Rasterebenen.

Wir werden die 6 weißen Rechtecke mit Bildern/ Fotos von Masken füllen. Ich habe mir dazu 6 Fotos von einer Photo-CD im Bildbrowser ausgesucht und geöffnet. Die Fotos werden gleich in Maske 1 - 6 umbenannt und hintereinander gestaffelt auf dem Bildschirm neben unserer “gesichtcollage” angeordnet.
Achtung: Ein Blick auf die obere Namensleiste mit dem Ansichtsmaßstab erleichtert den Größenvergleich. Zu große oder kleine Bilder müssen angepasst werden für das jeweilige zu füllende Rechteck.

Wir beginnen mit Rechteck 4, dem größten in der Mitte, und wählen für die Füllung “Maske 2” aus. Durch einfachen Klick ins Bild (bzw. die obere Namensleiste) aktivieren wir dieses und können es bearbeiten (die Namensleiste ist dann blau = aktiv).
Wir aktivieren unsere gesichtscollage, dort die Ebene “rechteck 4” und markieren das Rechteck mit dem Zauberstab - das Rechteck ist nun ausgewählt (Laufrahmen).
Sodann klicken wir das Bild “maske 2” an.

Über den Menübefehl Bearbeiten/ Kopieren wird eine Kopie von “maske 2” in die Zwischenablage gelegt.
Nun wird wieder die “gesichtscollage” aktiviert und der Menübefehl Bearbeiten/ Einfügen/
In eine Auswahl
getroffen.

Das Bild “maske 2” ist nun in “rechteck 4” eingefügt worden.
Wir stellen fest, dass die Maske etwas verzerrt eingefügt wurde (analog zur perspektivischen Verzerrung des originalen Rechtecks). Es lässt sich bereits vermuten, dass die Anpassung der eingefügten Bilder an die Rechtecke einiges Ausprobieren erfordern werden.

Fürs erste schaut die eingefügte Maske aber ganz gut aus und die Auswahl wird aufgehoben.
In das Rechteck 5 soll als Nächstes  die Maske 3 (ein Hochformat) eingefügt werden:

Hier wird schon etwas mehr vom Originalfoto abgeschnitten, aber noch “im Rahmen”.

Schwieriger dürfte da schon das Rechteck 1 werden, in welches die Maske 5 kommen soll:

Glück gehabt: hier fehlt schon ziemlich viel, jedoch sind die Augen gut zu sehen, da das Bild wohl leicht diagonal verzerrt von der Mitte her eingefügt wird.  Was dies bedeutet wird bei Rechteck 2 deutlich, in welches das Foto “maske4” soll:

Das schaut richtig schlecht aus, so dass es sinnvollerweise rückgängig gemacht wird. Vielleicht sollte ich hier nochmal Maske 5, und zwar die untere Hälfte verwenden.
Dazu muss von “maske5” mit dem Beschneiden-Werkzeug der obere Teil abgeschnitten werden.

Mit ein wenig Experimentieren kommt man auch hier zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.

Mit derselben Methode werden nun die übrigen Rechtecke gefüllt:

Da unsere gefüllten Rechtecke jeweils auf einer eigenen Ebene liegen, kann jedes jederzeit mit dem Zauberstab und der Einstellung Alle gedeckten Pixel für weitere Bearbeitungen ausgewählt werden.

Im Menü Effekte/ Licht-Effekte/ Lichter lassen sich die Farb- und Lichtstimmung der einzelnen Rechtecke an das restliche Bild anpassen:

Die Richtung der Lichtquelle entspricht dem Strahlenhintergrund, und als Farbe wird ein Farbton aus der Umgebung (hier: grün) mit der Pipette ausgewählt.

Nachdem dieser Effekt mit wechselnden Einstellungen auf alle Rechtecke angewendet ist, wirkt das Bild insgesamt harmonischer.

Es folgt im Menü Effekte unter 3D-Effekte die Option Relief. Die Änderung der Hintergrundfarbe ist hier äußerst wichtig!

Als letzter Effekt soll ein Schatten hinzugefügt werden.

 

 

 

 

 


Hier kann sehr gut die perspektivische Ausricht berücksichtigt werden

Nach der Zuweisung der Schatten ist unsere  Füllung mit Bildern und anschließender Bearbeitung eigentlich fertig.
Ich hätte allerdings gerne etwas mehr Dynamik für die aus dem Bild herausbrechenden Rechtecke.
Dies bewerkstellige ich, indem ich gezielte Bewegungsunschärfen erzeuge.
Dazu muss ich jedoch alle Ebenen verbinden, da meine neu zu erstellenden Auswahlbereiche auf dem ganzen Bild basieren.

Alle Ebenen in einer einzigen zu verbinden erreiche ich im Menü Ebenen/ Verbinden/ Alle verbinden oder im Kontextmenü (rechte Maustaste) der Ebenenpalette.

Mit dem Lasso und der Option Freihand und einer großen Randschärfe markiere ich einen neuen Auswahlbereich am oberen Ende vom ehemaligen Rechteck 1.
Dabei werden gleichermaßen das Rechteck wie auch der Strahlenhintergrund eingeschlossen.

Im Menü Effekte/ Bildunschärfe/ Bewegungsunschärfe wird die Bewegungsunschärfe je nach Perspektive eingestellt.

Um den Effekt zu verstärken, ist es besser, ihn mehrmals hintereinander anzuwenden, als gleich eine große Pixelintensität zu wählen. Dabei kann auch der Auswahlbereich geändert bzw. verkleinert werden.
(Es kann auch durchaus sein, dass die Vorschau nicht genau ist, also immer erst den Effekt anwenden, und dann evtl. rückgängig machen!)

Das fertige Bild sehen wir hier:

Zum Schluß noch einige Beispiele, die einfacher zu gestalten sind. Vor allem wenn die Rechtecke wirklich “Rechtecke”, also nicht perspektivisch verzerrt sind, geht die Bilderfüllung leichter von der Hand.

Dieser Blick in eine Ausstellung ist solch ein simples Beispiel. Ausser den 2 Kinderzeichnungen und dem Mann im Overall wurde alles in PSP “gemalt”: die Bilderrahmen, die Wand (Musterfüllung “Gips”) und das Licht.
Die Karikaturen wurden als Einzelbilder mit Rahmen versehen, die PSP bereits zur Verfügung stellt, sodann kopiert und wie - oben beschrieben - jeweils in ein ausgewähltes weisses Rechteck (mit der Option Einfügen/ In eine Auswahl) eingefügt. Natürlich hätte man das auch mit Ebenen erreichen können, die dann verbunden werden.

Der große Vorteil der Auswahlfüllung mit Bildern ist aber, dass die eingefügten Bilder an die Größe der Auswahl angepasst werden: sind sie zu groß, werden sie verkleinert, und umgekehrt. Bei einer mit dem Deformationswerkzeug verzerrten Auswahl wird das in die Auswahl eingefügte Bild an die perspektivische Verzerrung angepasst, was nachträglich nur schwer möglich wäre. (Hier kann auf Grund der Verzerrung allerdings schon eine fehlerhafte Größenanpassung erfolgen. Es ist also immer besser, die Größen bereits vorher anzugleichen.)

Auch dieses Beispiel ist simpel und könnte auch auf andere Weise erzeugt werden.
Der langweilige Himmel dieser Landschaft wurde hier mit dem Zauberstab als Auswahl definiert und sodann wurden verschiedene neue Himmel und Hintergründe mittels Einfügen/ In eine Auswahl hineinkopiert.
Teilweise wurden auch hier die neuen Hintergründe vorher mit dem Beschneiden-Werkzeug angepasst - das lässt sich durch Ausprobieren intuitiv und schnell erledigen.
Es handelt sich hier übrigens um immer wiederkehrende und simple Bildbearbeitungsaufgaben.

Dieses Beispiel ist tatsächlich Fotokunst aus den späten sechziger Jahren.
Ein solcher Überlagerungseffekt ließe sich mit einer aktuellen Software wie PSP jederzeit erstellen.
Dazu ist eine kreative Kombination von verschiedenen Auswahlen und Füllungen mit anschließender Muster- und Effektbearbeitung nötig.

Eine starke Verfremdung wurde im folgenden Beispel erzeugt: In die Körper der beiden wurde ein Bild von einem überfüllten Ferienstrand einkopiert und das alles mit verschiedenen Effekten und Transparenzen bearbeitet. Im linken Bild wurde außerdem die Auswahl vergrößert (mit gedrückter Umschalttaste!) und umgekehrt (Menü Auswahl/ Umkehren) , so dass der Himmel separat verfremdet werden konnte.

Diese Collage ist gemalt und ein Beispiel für die Kunstrichtung des Fotorealismus in den siebziger Jahren.
Auch hier gilt: derselbe Collageeffekt ließe sich sehr leicht mit PSP erzielen, selbst die unregelmäßigen Ausrisskanten könnten leicht durch Ebenen kopieren, Auswahlen und geringes Verschieben mit anschließender Nachbearbeitung gestaltet werden.

Die klassische Kunstrichtung für überraschende Collagen war der Surrealismus.
Rene Magritte arbeitete konsequent mit der Kombination nicht zusammengehöriger Bildelemente, um irritierende und “magische” Bilder zu schaffen.

Als nächstes soll das Werkzeug Bildstempel besprochen werden, und dabei vor allem die Herstellung eigener Bildstempel.
PSP liefert zwar eine Menge vorgefertigter Bildstempel (wie bei den Formen), aber besonders kreativ ist deren Anwendung eher nicht.

Schritt 9:  Herstellung und Nutzung eigener  Bildstempel

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