5. Vor- und Nachteile der verschiedenen Texteinfügeoptionen

Als erstes einige Hintergrundinfos zu Pixelgrafiken und Vektorgrafiken

Die üblichen Computergrafiken lassen sich grob in 2 Kategorien einteilen: Vektorgrafiken und Pixel (auch: Bitmap-)grafiken. Erstere bestehen aus einfachen geometrischen Grundformen wie Linien, Winkeln, Kurven, Kreisen oder Polygonen (Vielecke).

Nehmen wir ein Rechteck: Bei einem Vektorgrafikprogramm merkt sich das Programm die Koordinaten, an denen sich die Eckpunkte befinden. Außerdem wird die Art der Verbindungslinie vermerkt - in diesem Fall also eine Gerade. Zusätzlich wird noch gespeichert, wie das Rechteck gefüllt ist und was für eine Art von Umriss es hat. Mehr Informationen sind nicht notwendig.

Sämtliche Inhalte einer Vektorgrafik werden nach diesem mathematischen Prinzip gespeichert. Aufgrund dieses Aufbaus entstehen sehr kleine Dateien.

Vektorgrafiken haben einen entscheidenden Vorteil: wenn man die Objekte vergrößert, ändert sich an der Qualität nichts. Beim Skalieren des Objekts ändert sich an der jeweiligen Dateigröße - fast - nichts.
Das liegt daran, dass ja immer noch dieselben Informationen für das Objekt gespeichert werden - halt nur mit den anderen Daten zur Größe.

Ganz anders sieht das bei Pixelgrafiken aus: wenn wir diese vergrößern, werden die einzelnen Punkte im Bild sichtbar. Hier muss man von Beginn an wissen, wie groß das Endergebnis werden soll.

Im Gegensatz zur Vektorgrafik vergrößern sich die Dateien enorm wenn wir die Bildgröße erhöhen. Hier merkt sich das Programm nämlich jeden einzelnen Punkt des Bildes. Da bei größeren Bildern mehr Pixel vorhanden sind, wird auch die Datei größer. Die Gefahr der "Verpixelung" bei Skalieraktionen an Pixelbildern besteht übrigens ab einem gewissen Verkleinerungsfaktors auch beim Verkleinern. Auch die Antialiasfunktion - das Verringern des Treppeneffekts bei Rundungen - bringt dann kaum noch Abhilfe.

Bei der Bildschirmarbeit wird mit der Einheit "Pixel" gearbeitet. Als Pixel bezeichnet man einen Bildpunkt des digitalen Bildes (Kürzel für picture element). Jeder Bildpunkt wird als Rechteck gespeichert und hat eine Breite und Höhe in einem Koordinatensystem, die in Pixeln angegeben werden. Alle Pixel eines Bildes haben sowohl eine Position als auch eine Farbe, das gesamte Bild ist ein Rechteck, das sich aus vielen Rechtecken - den Pixeln - zusammensetzt.

Jeder Bildpunkt hat wie erwähnt eine bestimmte Farbe. Es wäre möglich, diese Farbe einfach durch einen eindeutigen Wert zu speichern und über eine Farbtabelle jedem Wert eine entsprechende Farbe zuzuordnen. Diese Farbtabelle wäre bei Millionen von Farben allerdings viel zu groß, um damit arbeiten zu können. Zudem wären viele Farbkorrekturen und -effekte über eine Tabelle nicht möglich. Es ist einfacher, ein digitales Bild als Überlagerung von Farbkanälen zu betrachten, wobei die Farbe eines Pixels duch das RGB-Modell definiert wird.

Dabei werden für jedes Pixel des Bildes drei Farbkanäle - Rot, Grün und Blau - gespeichert, die bei der Wiedergabe am Monitor nach dem Prinzip der additiven Mischung von Licht zusammengesetzt werden. Jeder der Kanäle enthält die Information, wie viel von der Kanalfarbe zum Bild dazugemischt werden soll.

Standardgemäß arbeitet PSP mit 8-Bit-Auflösung pro Farbkanal, was 256 Abstufungsmöglichkeiten pro Farbkanal entspricht. Ein weißes Pixel hat zum Beispiel die Farbwerte Rot 255, Grün 255 und Blau 255. Das entspricht der maximalen Farbe für jeden Farbkanal und ergibt bei additiver Farbmischung die Farbe Weiss. Ein schwarzer Punkt wäre demnach z. B. 0, 0, 0, ein dunkelroter Punkt 130, 0, 0 (Rotanteil, Grünanteil, Blauanteil).

Die maximale Anzahl von darstellbaren Farben pro Pixel errrechnet sich, indem die Anzahl der möglichen Abstufungen pro Kanal multipliziert wird: 256 Abstufungen Rot x 256 Abstufungen Grün x 256 Abstufungen Blau. Damit ergibt sich die Möglichkeit, für jedes Pixel eine von 16,7 Millionen Farben zu speichern.

 

Mit der Vektorbildbearbeitung lassen sich zwar sehr komplexe Grafiken erstellen aber keine fotorealistischen Bilder. Ein fotorealistisches Bild in eine Vektorgrafik umzuwandeln, ist möglich, macht aber wenig Sinn, da durch die unzähligen,  teilweise winzigen Vektoreinzelformen sich der Vorteil der geringen Dateigröße  ins Gegenteil umkehrt. Fotorealistische Bilder werden am Computer als Pixelgrafiken erzeugt und bearbeitet.

Seit einigen Jahren vermischen sich Vektor- und Pixelbildprogramme immer mehr, so auch in der aktuellen Version 7 von PSP. Das erweitert einerseits die Bearbeitungsmöglichkeiten enorm, erfordert andererseits aber genauere Kenntnis der unterschiedlichen Bearbeitungscharakteristiken, da es häufig mehrere Wege gibt, ans Ziel zu kommen. Man darf auch nicht vergessen, dass PSP ursprünglich ein Pixelprogramm ist, die neuen Vektoroptionen also auf diesen "Basics" aufbauen.

 

Damit ergibt sich bereits der wichtigste Vorteil der Option
Text erstellen als Vektor:
Text wird über einer Rasterebene immer als neue Vektorebene eingefügt, der Schriftzug wird von einem Vektorobjekt-Deformationsrahmen umgeben, und die Schrift enthält alle voreingestellten Stilmerkmale.
Über die Griff- und Ziehpunkte des Deformationsrahmens kann der Schriftzug beliebig skaliert (vergrößert/verkleinert), verschoben, gedreht und verzerrt werden (zum Verzerren von Text und diesbezüglichen Einschränkungen siehe Schritt 10. Spezielle Texteffekte).

Und das wichtigste ist dabei: alles das passiert ohne Qualitätsverluste und geht leicht von der Hand.

Weiterhin gilt auch hier wie in Tutorial 1 für Vektorformen beschrieben: ein weiterer Vektortext wird in dieselbe Vektorebene eingefügt. Erst wenn eine Vektorebene in eine Rasterebene umgewandelt wurde, wird ein weiterer Vektortext in einer neuen Vektorebene automatisch angelegt. Es ist wichtig, diese Logik zu beachten, da es durchaus sinnvoll ist, jeden Schriftzug in einer eigenen Ebene bearbeiten zu können. Will man die Vektorobjekt-Eigenschaften einer Vektorebene erhalten, ist es nötig, vor Erstellen eines neuen Vektortexts eine neue Vektorebene anzulegen.

Der bekannte Nachteil von Vektorebenen ist, dass keine Effekte, Farbbearbeitungen etc. möglich sind. Dazu muss die Vektorebene in eine Rasterebene umgewandelt werden, deren Nachteile wiederum einkalkuliert werden müssen.

 

Eine knifflige Angelegenheit ist das
Erstellen von Text als Standardauswahl:

Text als Standardauswahl erstellen lässt sich nur auf einer Rasterebene (oder Vektorebene), die nicht leer (transparent) sein darf, sondern irgendwie bearbeitet, z. B. mit Farbe oder Formen gefüllt sein muss! Sonst funktioniert das Verschieben des Schriftzugs nicht und z. B. das Füllwerkzeug auch nicht (Fehlermeldung: die aktuelle Auswahl enthält keine aktiven Daten). Wir sehen nur den gestrichelten Auswahlrahmen um die Buchstaben, die Stileinstellungen werden nicht übernommen.

Bei einer Vektorebene wird die Sache noch verzwickter: der Text wird immer nur entlang der Form des jeweiligen Vektorobjekts eingefügt (siehe Schritt 6: Text auf Kurven).

Was passiert aber beim Verschieben/ Lösen der Auswahl ? Die Buchstaben werden quasi ausgestanzt und die darunterliegende Ebene wird sichtbar. Gibt es keine oder ist diese transparent, so ist auch der Ausschnitt transparent. Dieser Vorgang kann für ganz spezielle Texteffekte genutzt werden!  Der Auswahlrahmen steht weiterhin zur Verfügung, kann also verschoben oder z. B. gefüllt werden, allerdings nur Buchstabe für Buchstabe.

Selbstverständlich können auch alle Effekte angewandt werden, bis auf einen: die Aussenfase. Denn mit Verschieben der Standardauswahl wurde auch eine neue Ebene Freie Auswahl angelegt. Der Effekt Aussenfase steht nur zur Verfügung, bevor die Standardauswahl verschoben wurde.

Das ist zu beachten, denn nur so können bei der Standardauswahl Vorteile ausgenutzt werden (siehe dazu Schritt 10: Spezielle Texteffekte).

Übrigens ist es auch sehr wichtig, wo ich mit dem Textwerkzeug in mein Bild klicke. Denn genau dort wird der Text als Standardauswahl eingefügt (mit Verschieben verzichte ich ja auf einige spezielle Bearbeitungsmöglichkeiten!) und die Schriftgröße sollte auch schon vorher festgelegt sein.

Das Erstellen von Text als Standardauswahl ist demnach eine recht verzwickte Sache, so dass wir diese Methode nur für gewisse Bearbeitungstechniken anwenden werden (Schritt 10), die sich aber in jedem Fall lohnen.

 

Es bleibt das Erstellen von Text als Freie Auswahl, ein Vorgang, der ähnlich intuitiv verläuft wie das Erstellen als Vektortext.

Auch hier wird eine neue Ebene Freie Auswahl angelegt. Sämtliche Stileinstellungen im Text einfügen-Fenster werden übernommen und können über den Vorschaubutton mit dem Augensymbol sofort begutachtet und korrigiert werden.

Um die Buchstaben blinkt der gestrichelte Auswahlrahmen und sämtliche Effekt- und sonstigen Bearbeitungsmöglichkeiten inclusive Verschieben stehen zur Verfügung (ausser Aussenfase).

Wollen wir die Freie Auswahl (es handelt sich hierbei um keine richtige Ebene, sondern um eine Art Hilfs- oder Zwischenebene) aufheben, wird eine Rasterebene angelegt. Hier gibt es 2 Möglichkeiten: 1. wie in Schritt 4 beschrieben mittels Rechtsklick in die Auswahl bei aktiviertem Auswahlwerkzeug,  oder im Menü Auswahl/Keine Auswahl das Verbinden mit der darunterliegenden Rasterebenene; und 2. über das Menü Auswahl/ Umwandeln in eine Ebene. So kann eine eigene neue Rasterebene namens Umgewandelte Auswahl erzeugt werden. Der in Schritt 4 beschriebene "Trick" des Einfügens einer leeren Rasterebene unterhalb der Freien Auswahl bewirkt dasselbe. Umbenannt wird die neue Rasterebene in jedem Fall.

Was ist der Vorteil, wenn wir jedem Schriftzug möglichst eine eigene Rasterebene zuweisen? Wir haben ganz einfach leichter Kontrolle für die Weiterbearbeitung mit dem Auswahlwerkzeug  (Schritt 7).

 

So, das war eine Menge Text ganz ohne Bilder. Aber notwendig, um sich über einige Hintergründe der Bildbearbeitung mit PSP 7 klar zu werden.

Im nächsten Teil wollen wir den Vorteilen von Vektortext noch den wohl wichtigsten hinzufügen: das Erstellen von Text auf beliebigen Kurven und Formen.

 

Schritt 6: Text auf Kurven erstellen

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